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AutorenbildWildes Wir

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Ich, Ann-Marie, bin mit Schafzucht aufgewachsen. Meine Eltern, die sich als ehemalige Großstädter auf dem Land langsam an die Tierhaltung heran pirschten, konnten irgendwann stattliche 50 „Muttertiere“ und ihre Lämmer ihr eigen nennen. Die Bocklämmer wurden geschlachtet, die Auen überwiegend behalten und mal verkauft. „So machte man das halt.“


Doch mit dem täglichen Kontakt und der liebevollen Pflege der Flaschenlämmer, die es jedes Jahr gab, weil immer einige Muttertiere den Nachwuchs verweigerten, wuchs auch die Empathie. Nach einigen Jahren war klar: hier wird niemand mehr zum Schlachter gebracht. Die Herde wurde an einen befreundeten Wanderschäfer gegeben, die mittlerweile erwachsenen und sehr zahmen Flaschenlämmer blieben bis ins hohe Alter. Lustiger Weise zeichneten sich unsere Schafe durch totale Ignoranz den Hütehunden gegenüber aus – sie waren das friedliche und anforderungslose Miteinander der Hofbewohner gewöhnt. Als die letzten Schafe verstarben und ein Generationenwechsel auf dem Hof statt gefunden hatte, klaffte eine Lücke. Es gab zwar schon einige Ziegen bei uns, doch diese deckten eher die Zuständigkeitsbereiche Chaos und Übermut ab, während wir von den Schafen stoische Ruhe und watteweichen Trost gewöhnt waren.


Eines Tages erreichte mich der Anruf, dass zwei Ouessantschafe ein schnelles Zuhause benötigen würden. Viele Auen waren hochtragend geschlachtet worden. (Der Bundestag hat am 18. Mai 2017 für ein Verbot der Schlachtung trächtiger Tiere gestimmt. Es wird mit dem Gesetz verboten, Säugetiere im letzten Drittel der Trächtigkeit zu schlachten. Davon ausgenommen sind Schafe und Ziegen!) Und so fanden wir sie: Bernard, ein fast einjähriger Bock, und Miss Sophie, eine zwei Jahre alte Aue. Letztere kugelrund und fiebrig. Bernard verschluckte sich dann vor lauter Angst und bekam bei uns erst einmal eine Schlundverstopfung. Glücklicherweise konnte dies gelöst werden und so wohnte er eine Woche später der Geburt seiner Adoptivtochter Emma-Belle bei. Diese drei schwarzen Zwergschafe waren zwölf Jahre bei uns bis Bernard im Frühjahr 2024 verstarb. Schon seit Jahren machten die Zähne Probleme. Bedingt durch die Inzucht und den frühen Mangel entwickelten alle drei massive Zahnhaken, die beim Pferd regelmäßig gekürzt werden, beim Kleinwiederkäuer aber zu tierärztlichen Herausforderungen führen. Das Pferdewerkzeug ist zu groß, das Kleintierwerkzeug ist zu schwach. Dank unserer engagierten medizinischen Unterstützung in diesem Bereich konnten wir bereits zwei Mal experimentelle Zahnpflege betreiben und so für Bernard noch zwei Jahre gewinnen. Sophies Zähne wurden Anfang 2024 saniert. Mit zwölf und dreizehn Jahren übertreffen unsere rüstigen Rentnerinnen nun schon alle Aussagen, die man zur Lebenserwartung von Ouessantschafen finden kann. Wir hoffen noch auf einige schöne Sommer! Und die Winter kriegen wir mit Schlabber-Brei und Esparsette-Pellets auch hin! Denn Heu können unsere wolligen Freunde schon lange nicht mehr kauen.


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